matter ist schon länger auf dem Weg, und seit Oktober 2022 ist es wirklich da. Bevor matter jetzt endlich als Standard verabschiedet wurde, war das Projekt auch unter dem Namen „Project Connected Home over IP“ oder kurz „CHIP“ unterwegs. Keine Ahnung, was „matter“ ist? Dann empfehle ich zunächst einmal die Lektüre bei https://matter-smarthome.de/

Das ist keine Seite der federführenden Unternehmen aus dem matter Projekt, sondern der DIGITAL-ROOM GmbH, mit der wir im Übrigen keine Verbindung haben. Aber die verlinkte Seite erklärt alles über den Standard matter und seine Ziele.

Der Fokus meines Artikels hier ist die Frage, welche Auswirkung matter auf SmartHome und IoT Projekte hat, und damit auf uns und unsere Kunden.
Dabei stellt sich nun dem Interessenten eines SmartHome zunächst die Frage, ob es für den Nutzer jetzt wirklich einfacher wird.

Ist es nicht toll, dass es jetzt endlich einen Standard für SmartHome Geräte gibt?

Ja! Klar, Standards sind etwas Gutes. Sie vereinfachen in diesem konkreten Fall dem Nutzer die Einrichtung von Geräten anbieterübergreifend. Und im IoT und SmartHome Bereich sind Standards lange überfällig, sie wurden vielfach gefordert. Noch dazu haben sich für matter einige Big-Player wie Apple, Google und Amazon zusammengerauft und arbeiten gemeinsam, obwohl sie mindestens zum Teil konkurrierende Interessen haben.

 Für Standardisierung im IoT Umfeld wurden in der Vergangenheit schon viele Awards ausgelobt, beispielsweise der „Albert the Bulb” Award während des Internet of Things CreateCamps in Wien 2017. Durchgesetzt hat sich bisher keine der ausgezeichneten Initiativen.

Bild vom Albert the Bulb AwardBild: Nico Grienauer, CC BY-SA 2.0 AT, Lizenzdetails

matter hat als herstellerübergreifende Initiative definitiv große Chancen, sich als Standard dauerhaft durchzusetzen. Und ja, das ist großartig, weil eben wirklich dem Endanwender die Steuerung erleichtert wird.

Das heißt aber nicht, dass jetzt alles einfach wird. Zunächst einmal bringt es dem SmartHome-Admin eine zusätzliche komplizierte Frage in seine Planungsphase…

Welche Steuerungszentrale nehme ich denn jetzt?!

Hm, auf diese Frage – wie gesagt, die Antwort ist kompliziert – folgen ja erst einmal eine Reihe weiterer Fragen, und am Ende muss sie jeder Haushalt oder jede Firma für sich selbst beantworten. Da kann ich nur helfen, die richtigen Fragen zu stellen und vielleicht beraten, welche Schwerpunkte denn individuell zu setzen sind.

Interessant ist auch, dass matter tatsächlich den Parallelbetrieb in mehreren Steuerzentralen erlaubt. Wie intuitiv und störungsfrei das funktioniert, dazu werde ich in einem späteren Artikel berichten. Für den gewerblichen Einsatz dürfte diese Betriebsart jedoch von geringer Bedeutung sein, denn das bedeutet in erster Linie mehrfachen Verwaltungsaufwand. Und den wollten wir uns mit matter doch gerade ersparen. Interessant ist für uns an dieser Stelle die Möglichkeit, eine Backup-Zentrale ins Spiel zu bringen, die bei einem Ausfall der primären Zentrale die Steuerung übernimmt.

Ist matter das Ende für System-Integratoren wie die PERK?

Nein! Die PERK bietet mit der IoTgen Plattform eine Integrationsplattform, mit der IoT und SmartHome Geräte unterschiedlicher Anbieter – das heißt abseits von matter auch: mit unterschiedlicher Kommunikationstechnik – in einem gemeinsamen System gesteuert und ausgewertet werden können.

Smart Home Anwendungen

Wir haben mit matter an dieser Stelle eine große Hilfestellung: Die Provisionierung – also die erste Einrichtung eines neuen Gerätes – funktioniert Hersteller-übergreifend! Einfach das Gerät aus dem Karton holen, den mitgelieferten QR-Code scannen und die Einrichtung abschließen.

Für den Heim-Anwender kann das ausreichen. Wer bisher – wie ich als Nerd – verschiedene Standards miteinander per ioBroker, openHAB und Alexa-Skills zusammengestöpselt hat – und neben gerauften Haaren und unter etwas Fluchen am Ende doch erfolgreich war – ja, für den ist das DIE Lösung.

Aber da sind eben noch diese anderen Kommunikationstechniken, die eben nicht mit matter funktionieren, wie etwa Zigbee und ZWave, weil sie auf einem anderen virtuellen Träger kommunizieren. Matter sieht dafür Gateways vor, die als Zigbee-Hub fungieren.

Schematische Gatewaydarstellung zwischen Zigbee und matter.

Meine Prognose ist, dass es dauerhaft verschiedene und auch immer wieder neue Kommunikationstechniken für SmartHome und IoT geben wird. Zigbee ist z.B. ein Standard der gleichen Allianz CSA, die auch matter definiert. Auch dieser Standard behält seine Berechtigung. Es kommt immer auch auf die Anforderungen an, welche Übertragungs- und Kommunikationstechnik geeignet ist.

Im geschäftlichen Einsatz will ich mit SmartHome mehr erreichen, als ein paar Geräte im Büro mit einer App zu steuern. Im Geschäftsumfeld brauche ich effizient administrierbare und damit vor allem fehlerfrei dokumentierte Infrastrukturen. Meine IoT- und SmartHome-Geräte will ich schon in der Planungsphase definieren und damit die Provisionierung bei der Installation automatisieren. Damit werden die Arbeitsabläufe für die Installation beschleunigt und Fehler vermieden. Dafür sind Integrations-Plattformen wie unsere IoTgen und Systemintegratoren wie die PERK weiterhin ein Mehrwert für Unternehmen.

matter“ SmartHome im Büro?

Wir integrieren SmartHome Komponenten in digitalisierte Geschäftsprozesse, nicht nur für die Provisionierung, sondern eben auch für den täglichen Betrieb in Unternehmen. Diese haben neben den SmartHome Geräten immer auch eine Reihe anderer Systeme, die in den Prozess eingebunden werden müssen. Das sind neben IoT und IIoT-Geräten auch ERP- oder CRM-Systeme.

Und bei der Kommunikation zwischen Geräten und Systemen kommt der echte Mehrwert von matter für Unternehmen zum Tragen: die Kommunikation im lokalen Netzwerk. Jedes Matter Gerät kommuniziert im lokalen Netz und ist Offline-fähig! Ich muss als Firma nicht mehr zwingend die Daten der Geräte an eine Cloud-Steuerzentrale geben. Abgesehen von der vielleicht unerwünschten Herausgabe von Daten sind die meisten dieser Cloud-Steuerzentralen nicht mit offenen Schnittstellen in andere Systeme integrierbar. Diese Steuerzentrale kann jetzt z.B. durch eine lokale IoTgen Instanz on-premise ersetzt werden. Wir hatten auch in der Vergangenheit stets lokale Lösungen wie z.B. die Homematic (eben nicht Homematic-IP) bevorzugt.

Die matter Geräte reduzieren nun vermutlich irgendwann in Zukunft unseren initialen Integrationsaufwand, weil wir nur unseren matter-Adapter einrichten müssen, um Geräte anzusteuern. Es entfällt die häufig auf Reverse-Engineering basierende Entwicklung eines proprietären Adapters für die vorhandenen Geräte. On top sind über matter gesteuerte Geräte sicherer und datensparsamer.

Mein Fazit

matter ergänzt und vereinfacht die Einrichtung von IoT-Geräten für den privaten und gewerblichen Gebrauch. Es stößt an seine Grenzen, wenn es um die Einbindung von unternehmensrelevanten Systemen geht und macht eine umfassende Beratung von IoT-Architekten weiterhin notwendig.